Lüften ohne Fenster - Erfahrungsbericht
Nachdem der Artikel Lüften ohne Fenster seit seiner Veröffentlichung einer der meist gelesenen in diesem Blog ist, nun mal ein kurzes Resümee nach drei Jahren. Kurz und kompakt könnte man sagen "Nie wieder ohne!" und diesen Beitrag damit beenden. Für Skeptiker und Interessierte aber noch ein paar weitere Ausführungen.
Installation
Wir haben eine "Zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung", d.h. es gibt ein zentrales Lüftungsgerät (im Spitzboden installiert), das über ein Rohrsystem an die einzelnen Räume angeschlossen ist. Aus allen Feuchträumen (Küche und Bäder) wird die Luft abgesaugt, in alle anderen Räume eingeblasen. Die Luftzirkulation zwischen den Räumen erfolgt über die Türspalten am Fußboden (oder offenen Türen ;-)). Spürbar ist der Luftzug nur, wenn man mit nassen Füßen direkt neben einer geschlossenen Tür steht.
Geräuschentwicklung
Die Rauschen der Anlage ist (im Normalbetrieb) praktisch nur hörbar, wenn man in der Nähe einer Lüftungsöffnung steht und alle Nebengeräusche ausgeschaltet sind. Startet man hingegen den HIGH-Modus, ist auch bei normalen Nebengeräuschen (Radio; Gespräche) ein leises Rauschen im Hintergrund zu hören. Den Modus nutzt man üblicherweise aber nur bei Bedarf und zeitlich begrenzt (z. B. um nicht erwünschte Bratgerüche schneller los zu werden oder während einer wärme- und geruchsproduzierenden Raclette-Session). Dann klingt die Anlage etwa wie die Dunstabzugshaube auf Stufe 1-2. Im Nachtmodus hört man praktisch nichts.
Einstellungen und Laufzeiten
Ich habe die Anlage so eingestellt, das sie in den Zeiten im Normalmodus arbeitet, in denen normalerweise jemand zuhause ist. Außerhalb dieser Zeiten fahre ich Nachtbetrieb. Im Sommer benötigen wir die Anlage im Prinzip nicht. Einen Bypass, um den Wärmetauscher zu umgehen, haben wir nicht und Wärme rückgewinnen ist im Sommer eher kontraproduktiv. Im Sommer steht die Anlage auf "OFF", was aber bedeutet, dass sie weiterhin auf niedriger Stufe durchläuft. Komplett abschalten könnte man nur durch Ziehen der Sicherung oder des Steckers. Da ich aber sicher sien möchte, dass sich auch im Sommer keine Feuchtigkeitsinseln als Schimmelnester anbieten, sorgt auch im Sommer der leise Luftzug für permanent trockene Leitungen.
Staub & Co
Die Anlage besitzt einen Filter, der die eintretende Luft filtert und einen, der für die ausgeblasene zuständig ist. Die Luft, die in das Haus eingeblasen wird, ist also weitestgehend staubfrei. Da ein Neubau, in dem man die Fenster nicht öffnen muss (und in dem es praktisch keine Teppiche gibt) auch innen kaum Staub entwickelt, sind die Abluftfilter deutlich weniger stark verschmutzt.
Wartung & Kosten
Bis auf die Flter ist die Anlage kostenfrei zu warten. Die technischen Unterlagen definieren jedenfalls keine anderen Wartungsnotwendigkeiten. Die Filter soll man lt. Hersteller am Anfang alle drei Monate prüfen und mindestens einmal im Jahr wechseln, aber das kann abhängig vom Standort auch anders sein. Wir kommen derzeit mit einem Filterpaar (25 bis 30 Euro) pro Jahr aus. Zweimal werden die Filter zwischendurch einfach mit dem Staubsauger gereinigt. Für besonders empfindliche Bewohner gibt es auch Feinfiltersets, die aber auch entsprechend teurer sind.
Die Lüftungsein- und auslässe in den Räumen ziehen aufgrund der elektrostratischen Kräfte den Staub etwas an, den man aber problemlos abwischen kann. Da das Staubaufkommen im Haus recht gering ist und die Luft von außen gefiltert wird, mache ich mir um starke Ablagerungen in den Rohren auch keine großen Gedanken. Außerdem wird die Luft ja ohnehin in eher staubfreien Räumen abgesaugt.
Die Kosten für den Stromverbrauch sind schwer zu schätzen. Das Gerät läuft 365 Tage/24 Stunden, davon aber sicher 2/3 der Zeit (Sommer, Nacht und "Haus leer") im abgesenkten Modus. Bei 60% Ventilatorleistung ist eine Leistungsaufnahme von 55 Watt angegeben. Würde die Anlage damit durchlaufen, läge man bei 480 kWh. Rechnet man 2/3 der Zeit mit 35 Watt kommt man auf ca. 360 kWh. Macht bei unserem Tarif etwa 90 Euro pro Jahr und ca. 13% Anteil am gesamten Stromverbrauch (2.700 kWh).
Fazit
"Nie wieder ohne", habe ich oben ja schon proklamiert. Ich will gar nicht bewerten, ob sich die Anlage wirtschaftlich armortisiert, aber der Komfortgewinn ist die Kosten allemal wert. Es ist toll, wenn man - wie in den letzten drei Wintern - bei -20°C kein Fenster öffnen muss und das wäre in einem hochdichten Neubau mindestens zweimal täglich zwingend erforderlich, wenn man der Schimmelbildung zuverlässig entgegenwirken möchte. Und ohnehin: Angesichts der Investitionssumme, die für ein Haus aufzubringen ist, wäre der Verzicht auf eine Lüftungsanlage nach meiner Meinung am falschen Ende gespart.
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